Kirsten schreibt an Laptop.

Warum ich Stress mag – Plädoyer für ein unterschätztes Gefühl

Ich mag Stress. Beim Lesen dieser Aussage, wunderst du dich vielleicht ein bisschen – oder auch sehr. Denn wer mag schon Stress!? Allgemein steht er ja auf der Liste der Dinge, über die wir stöhnen und die wir vermeiden wollen. Und ja, manchmal geht es mir auch so.

Wenn Stress uns ins Tun bringt

Gleichzeitig bleibe ich stur: Ich mag Stress, weil ich weiß, dass er auch seine guten Seiten hat. Und ich diese genieße. Ohne ein bestimmtes, wohldosiertes Maß an Stress kämen wir wohl morgens gar nicht aus dem Bett. Ich liebe Tage, die erfüllt sind, erfüllt mit Aufgaben und Herausforderungen, denen ich mich gewachsen fühle. Bei dieser Art von Stress fühle ich mich im Flow, voller Energie – und wirksam. Und ich kriege richtig viel hin! Das fühlt sich gut an, wie in einer Art positiver Aufwärtsspirale.

Und dann gibt es den anderen Stress

Natürlich gibt es auch Stress, den ich gar nicht leiden kann. Zum Beispiel, wenn der Terminplan angefüllt ist mit Terminen und Herausforderungen, auf die ich keine Lust habe und denen ich mich ausgeliefert fühle. Dieser Stress vermittelt mir häufig das Gefühl, viel geackert zu haben und wenig erreicht. Oft bin ich dann abends ausgelaugt und energielos.

Wohldosierter Stress und bewusste Balance

Doch zurück zu den Segnungen des Stresses. Unser Körper braucht ein gewisses Maß an innerem Druck, an Spannung, um in Gang zu kommen, um Dinge anzupacken, um voller Energie zu sein. Eine zentrale Rolle spiele dabei auch unsere „Stresshormone“. Haben wir einen Cocktail aus denselben intus, kann er uns helfen, wach und motiviert zu sein

Manche Menschen suchen Stress förmlich, lieben es, wenn ihr Körper mit Stresshormonen geflutet wird. Ich nicht. Ich mag ihn einfach, freue mich über die Tage, wo ich meinem „wohldosierten“ Stress ausgesetzt bin. Ich mag aber auch die Balance, mag es, manchmal gar nichts zu tun, mit einem Buch in der Hand im Hängesessel zu sitzen – und einfach mal abzuhängen. Diese Balance aus Aktivität und Ruhe ist für mich der Schlüssel, um nachhaltig mit Stress umzugehen und mich wohlzufühlen.

Gar nicht mein Stress! 😅 – Bildquelle: @ masterwilu, Depositphotos

Lernen, wo Reibung entsteht

Die Überzeugung, dass es Arten von Stress gibt, die gut tun, begleitet mich schon lange. In meinem ersten Flyer hatte ich mit dem Wort „Stressausgleich“ geworben. Eine Bekannte war der Ansicht, dass da „Stressabbau“ stehen müsse. Da sah ich damals nicht so – und bleibe dabei.

Stressabbau bedeutet für mich, dass wir unseren Stress loswerden. Doch so leicht geht das im Alltag meist nicht, zumindest in meiner Welt. Wir haben Jobs, Kinder, pflegebedürftige Angehörige, die wir nicht so einfach „abbauen“ können. Viel besser ist es da doch, konstruktiv mit dem Stress umzugehen. Wo auch immer auch die guten Seiten der Situation zu sehen, denn meist gibt es die. Und sei es in Form einer Lern- und Wachstumschance.

Im Hängesessel ist es gemütlich, wenn ich ein entsprechendes Buch lese, lerne ich vielleicht sogar was. Doch noch viel mehr lerne ich, wo das Leben Reibung bietet, wo neben Höhen auch mal Tiefen sind. Das klappt nicht immer und nicht immer sofort. Doch häufig klappt es. Auch diese Facette von Stress mag ich.

Ganz besonders mag ich es, wenn ich entdecke, dass meine individuelle Überzeugung wissenschaftlich belegt werden kann. Und tatsächlich gibt es, nachdem lange Zeit ein Schreckensbild von Stress gemalt wurde (er sei nicht gut für die Gesundheit, gar tödlich) mittlerweile unzählige Forschungsergebnisse, die belegen, dass nicht jede Form von Stress schädlich ist, er sogar viele gute Seiten hat. Dabei scheint gar nicht unerheblich zu sein, wie wir unseren Stress einordnen, auf ihn reagieren. Wie „gut“ wir also mit Stress umgehen.

Die spannende Studie aus Wisconsin

Unglaublich spannend finde ich in diesem Zusammenhang die Ergebnisse einer Untersuchung von Forschenden der University of Wisconsin. Sie stellten rund 19.000 US-Amerikanern zwei Fragen. Erstens, wie gestresst sie waren, und zweitens, ob sie glaubten, dass Stress ihrer Gesundheit schaden würde.

Wer angab, viel Stress zu haben, der hatte ein 43-prozentiges Risiko, frühzeitig zu sterben. „Gah, na also! Stress ist tödlich“, denkst du vielleicht jetzt. Denn dieses Ergebnis passt perfekt zum „Stress-macht-krank“-Bild. Aber: Dieser Zusammenhang galt nur für die Menschen, die die Überzeugung hatten, dass Stress ihrer Gesundheit schaden würde.

Wer genauso gestresst war, aber keine Angst vor gesundheitlichen Schäden hatte, lebte im Schnitt genauso lange wie der stressfreie Rest. Ob Stress krank macht, hängt also auch von unserer Einstellung ab.

Stress ist nicht gleich Stress – Und unsere Haltung macht den Unterschied

Ich finde dieses Ergebnis super, und nicht nur, weil es nett ist, die eigene Meinung bestätigt zu sehen. Nein, das Ergebnis bestärkt und ermutigt mich, denn es zeigt mir, wieviel Kraft in unseren Überzeugungen liegt.

Noch einmal: Ich mag Stress, besonders den, der mich belebt. Doch auch Stress, der mich zunächst überfordert oder belastet, entpuppt sich im Nachhinein oft als wertvoll. Weil er etwas in Bewegung bringt. Weil er mich wachsen lässt. Weil er mir zeigt, dass mir etwas wichtig ist. Und weil ich mich in solchen Momenten oft lebendiger fühle als in völliger Ruhe.

Und du? Wie gehst du mit Stress um? Gibt es für dich auch diese Momente, in denen sich Stress – bei aller Anstrengung – irgendwie gut und sinnvoll anfühlt?

Literatur: Amy McGonigal – Glücksfaktor Stress

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