Kirsten Klahold Sommer

Sommerperfektionismus: Wenn das Glücklichsein zur Pflicht wird

Im Sommer sind die Tage lang, die Luft warm, das Leben scheint leichter. Die Natur steht in voller Blüte, die Welt ruft nach Aktivität, Urlaub und Freude. Es ist die Jahreszeit, in der scheinbar alles hell, lebendig und unbeschwert ist. Von den Balkonen oder aus den Gärten ringsum hören wir Gespräche, Lachen, vielleicht das Knistern eines Feuers. Es ist die Zeit, die wir mit Urlaub, Freunden und Freizeit verbinden, es ist Sommer – und den sollen wir gefälligst „genießen“. Denn wer im Sommer nicht rundum glücklich ist, hat den Sommer halt einfach nicht verstanden – meint jedenfalls der Sommerperfektionismus.

Doch was, wenn sich dein Inneres ganz anders anfühlt? Wenn du den Sommer gerne (mehr) genießen würdest, aber dich ausgelaugt fühlst. Oder mitten in einer Veränderung steckst. Oder dich einsam fühlst.

Solche Fragen begegnen mir oft in meiner kinesiologischen Praxis – gerade im Sommer. Denn auch wenn wir ihn mit Freiheit, Wärme und Unbeschwertheit verbinden, ist der Sommer zugleich eine Zeit, der vieles in Bewegung bringen kann – und manchmal auch das, was lange in uns geruht hat.

Wenn das Außen nicht zum Innen passt

Dieser Kontrast kann schwer wiegen. Vielleicht machen wir uns selbst Druck und haben das Gefühl „mithalten“ zu müssen. Dieser innere Anspruch kann uns belasten und uns das Gefühl geben, den Sommer nicht richtig zu „nutzen“. Doch bedeutet Sommer nicht automatisch, dass wir rundum glücklich oder sorglos sind. Genauso wie das Leben im Winter seine Höhen und Tiefen hat, so hat es diese auch im Sommer.

Ich habe dieses Phänomen „Sommerperfektionismus“ genannt – und meine damit die Erwartung an uns selbst, den Sommer maximal auszukosten. Und diese kann innere Spannung erzeugen. Vielleicht fühlst du dich unzufrieden, weil du nicht so ausgelassen oder aktiv bist wie es deinem Ideal entspricht.

Doch denk dran: Du musst nicht voller Energie sein, nur weil der Kalender Sommer sagt. Es ist kein Versäumnis, wenn du nicht am See liegst, sondern lieber den Schatten suchst. Es ist kein Fehler, wenn du gerade mehr Rückzug brauchst als Begegnung.

Unser innerer Anspruch entspringt oft einem Wunsch nach Lebensfreude und Lebendigkeit – doch wenn er sich in Druck verwandelt, verfehlt er sein Ziel. Denn echte Erholung und Freude entstehen dann, wenn wir uns erlauben, mit unseren Gefühlen und unserem eigenen Tempo im Einklang zu sein.

Was tun, wenn du dich selbst unter Druck setzt?

  • Erkenne deine eigenen Ansprüche. Mach dir bewusst, dass du eine Erwartung hast, den Sommer „perfekt“ zu gestalten. Vielleicht hast du auch eine Idee, woher diese Erwartung kommt?
  • Akzeptiere dein Tempo und deine Bedürfnisse. Du musst nicht allen inneren Stimmen folgen, die dir etwas „vorschreiben“ wollen.
  • Manchmal hilft ein kurzer Perspektivenwechsel: Nicht „Was verpasse ich gerade?“, sondern „Was brauche ich gerade wirklich?“
  • Finde deine kleinen Sommermomente und erkenne sie an. Genieße, was für dich stimmig ist – ganz ohne Druck.
Auszeitmoment auf dem Balkon

„Alles einfacher gesagt als getan“, denkst du vielleicht. Ja, mag sein. Und doch: Wenn du dich selbst voller Mitgefühl betrachtest, siehst du dich vielleicht in einem anderen Licht – und hast weniger das Gefühl, etwas zu verpassen. Vielleicht möchtest du ein kleines Sommerritual einführen und zelebrieren?

Kleines Ritual für dich – für einen Sommer, der zu dir passt

Nimm dir in den nächsten Tagen bewusst einen Moment Zeit und setze dich an einen Platz, der dir angenehm ist, vielleicht draußen im Schatten oder am Fenster (und ja, du darfst dich sogar im Bett einkuscheln, wenn dir danach ist – auch bei Sonnenschein!). Atme ein paar Mal tief ein und aus. Spüre deinen Körper und deine aktuelle Stimmung.Dann frage dich oder schreibe auf:

  • Welche Erwartungen stelle ich an mich selbst im Sommer? (Zum Beispiel: Der Sommer ist die Zeit, mit Freunden draußen zu sein oder viel Zeit mit Wandern zu verbringen)
  • Wie fühle ich mich wirklich, wenn ich diese Erwartungen betrachte? Sind es Wünsche, die mir Energie geben oder innere Forderungen, die mich niederdrücken?
  • Welcher kleine Moment würde mir jetzt guttun, ganz ohne „müssen“?

Erlaube dir, diese Antworten ohne Bewertung anzunehmen. So kannst du dein ganz eigenes Sommergefühl entdecken, eines, das zu dir und deinem derzeitigen Leben passt – frei von innerem Druck.

Impulse gegen den Sommerperfektionismus

Und wenn du dich doch dabei erwischst, dich mit deinem Sommerperfektionismus unter Druck zu setzen, notiere ich dir hier noch ein paar Ideen, wie du mit ihm umgehen kannst:

  • Erlaube dir selbst, nicht immer im Hochgefühl zu sein. Es ist okay, wenn du mal ruhiger bist, wenn dir die innere Energie fehlt oder du dich zurückziehst.
  • Nimm deine Bedürfnisse ernst. Was tut dir gerade wirklich gut? Mehr Ruhe, ein Spaziergang in der Natur, ein offenes Gespräch oder einfach mal Zeit für dich allein?
  • Sei freundlich zu dir selbst. Der Sommer will keine Leistung, sondern dein Wohlbefinden. Du bist mehr als deine Vorstellung von Sommerglück.
  • Suche dir kleine Momente des echten Genießens. Vielleicht ist es ein kühles Getränk auf der Terrasse, ein Lieblingslied oder das Beobachten von Wolken. Es muss nicht groß sein, um dir gutzutun.
  • Du könntest dir auch eine kleine Sommer-Löffelliste erstellen mit Dingen, die du unbedingt in diesem Sommer machen möchtest. Sei es ein Besuch im Biergarten, eine Reise, ein bestimmtes Konzert oder eine lang ersehnte Wanderung: Bring deine Wünsche zu Papier und mache damit den ersten Schritt zu ihrer Verwirklichung. In deinem Tempo und mit der Energie, die dir guttut. Mehr zum Thema Löffelliste findest du in meinem Blogbeitrag „Die Löffelliste: Inspirierendes Werkzeug für ein erfülltes Leben“.

Sommerperfektionismus ablegen heißt, den Sommer als das anzunehmen, was er ist: eine Jahreszeit voller Möglichkeiten – nicht voller Erwartungen. Vielleicht findest du es irgendwo zwischen Ideal und echtem Erleben: dein ganz eigenes Sommergefühl! Denn dein Sommer gehört dir – mit all seinen Facetten und Gefühlen.

Und wenn du spürst, dass dein innerer Sommerperfektionismus mehr Raum einnimmt, als dir guttut: In meinen Begleitungen schauen wir gemeinsam, wie du wieder bei dir ankommen kannst – ganz ohne Druck. Schau dir gerne mein Angebot an.

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