Das Leben ist eine Achterbahn. Immer. Doch gibt es ganz unterschiedliche Achterbahnen, derzeit scheinen wir in einer höheren, steileren, schnelleren zu sitzen. Vielen von uns – und ich nehme mich nicht aus – macht dies Angst. Sehr verständlich!
Und doch können wir Weichen stellen: Wir können uns den ganzen Tag mit negativen Nachrichten umgeben und unsere Sorgen immer weiter befeuern. Oder wir schaffen uns Auszeiten von diesen Gefühlen und üben uns in Gelassenheit.
Apropos in Gelassenheit üben. Ich habe zwei Nachrichten für dich, eine Gute und eine Schlechte. Die schlechte Nachricht: Wir sind nicht einfach so gelassen, müssen Gelassenheit immer wieder üben. Und die Gute: Wir können sie üben.
Die Vorteile von Gelassenheit
Sind wir gelassen, können wir auch negative Gefühle annehmen. Wir wissen, dass diese zum Leben dazugehören, ja, mehr noch, dass sie wichtige Funktionen haben. Wir können akzeptieren, dass wir uns auch mal schlecht fühlen, können liebevoll und wohlwollend mit uns umgehen.
Egal, ob es um schlimme Zeiten im Großen geht oder um Probleme in unserer eigenen überschaubaren Welt: Es ist normal und es ist ok, wenn wir uns auch mal schlecht fühlen. Doch kann dieses „schlecht fühlen“ einen Sog entwickeln, eine Art Abwärtsspirale in Gang setzen, die uns im Extremfall handlungsunfähig macht. Dann fühlen wir uns fremdbestimmt und als Spielball des Schicksals. Gar nicht schön!
Im Gegensatz dazu kann der wohlwollende, liebevolle Umgang mit uns selbst zur Gelassenheit führen. Dann fühlen wir uns handlungsfähig und selbstbestimmt; spüren, dass wir in gewisser Weise auch die Wahl haben im Umgang mit diesen Gefühlen.
Mein Paradebeispiel: Von „außer mir“ zu „handlungsfähig“
Mein Paradebeispiel ist die Anekdote, wie ich zur Begleitenden Kinesiologie kam. Ich kannte diese schon aus Büchern, doch dieses Erlebnis hat mich so beeindruckt, dass ich danach begonnen habe, erste Kurse zu besuchen. Was war also der Auslöser?
Ich hatte Liebeskummer! Und zwar großen Liebeskummer. Mein damaliger Partner und ich wohnten zusammen (auch noch in München – und wer München kennt, weiß, dass es nicht so leicht ist, mal eben eine neue Wohnung zu finden). Zudem schrieb ich gerade meine Magisterarbeit (zumindest in der Theorie, praktisch hatte ich ja Liebeskummer). Kurz: Ich war nicht wirklich denk – und handlungsfähig.
Eine Kommilitonin war Kinesiologin und schenkte mir eine Sitzung. Als Zugabe einen schönen Tee und Pasta, wohltuende Gespräche nicht zu vergessen. Dieser Abend war Balsam für meine Seele – und lebensverändernd!
Als ich nach Hause kam, war ich immer noch traurig. Die Wohnsituation war immer noch nicht so prickelnd, der Abgabetermin für die Magisterarbeit nah. Doch etwas hatte sich verändert: Ich! Ich war wieder handlungsfähig, setzte mich hin und schrieb diese Arbeit in wenigen Wochen (und bekam auch noch eine sehr gute Note).
Es war sagenhaft – und mein Einstieg in die Kinesiologie. Das wollte ich auch können! Und fing an, erste Kurse zu besuchen. Mehr über meine Arbeit als Kinesiologin kannst du lesen, wenn du hier klickst.
Gelassenheit üben
Doch zurück zur Gelassenheit – und zum Üben derselben. Ich will dich nicht anschwindeln: Es ist ein Weg, manchmal durchaus holprig noch dazu. Es ist hilfreich und sinnvoll, immer wieder (am besten täglich) zu üben. Auch ich war nach dieser einen Sitzung nicht plötzlich ein Ausbund an Gelassenheit. Doch Schritt für Schritt ging ich diesen Weg, probierte mal hier eine Methode, las mal da ein Buch.
Es gab Zeiten, da bemühte ich mich kaum (und verfiel meist schnell in Aktionismus und das Gefühl der Überforderung) und es gab Zeiten, da war ich „diszipliniert“ – und erlebte Balance und Selbstwirksamkeit. Diszipliniert bedeutet in diesem Fall schlicht dranbleiben. Das klappt dann, wenn ich Freude am Tun habe und direkten Nutzen erlebe. Und dieser Nutzen von einem gelassenen Umgang mit sich und der Welt ist soooo groß.
Lass Funken wachsen!
Eine ganz einfache Methode ist folgende: Spür mal in dich rein. Ganz sicher kannst du irgendwo in dir drin einen Funken Licht, einen Hauch Vertrauen, ein bisschen Frieden oder ein Fitzelchen Freude entdecken. Und wenn du beispielsweise so einen kleinen Funken Licht erspürst, lass ihn vor deinem inneren Auge wachsen, größer werden, bis er dich ganz erfüllt. Dann kannst du auch nach außen strahlen, visualisieren, wie du dein Licht in die Welt sendest.
Wie geht es dir damit? Mich stimmt diese Methode positiv und friedlich. Und ich bin überzeugt, dass wir der Welt guttun, wenn wir eine positive, eine friedliche Energie in uns erzeugen. Denn dann tragen wir diese Energie auch in unsere Umgebung, in unsere Familien und in die Welt hinaus.
Diese Methode nutze ich häufig für einige Minuten, visualisiere bzw. verbinde mich mit positiven Gefühlen und lasse diese wachsen. Das ist schön, meistens döse ich dabei ganz entspannt ein.
Sehr praktisch und alltagstauglich: In einer Art Zeitraffer mache ich das häufig, wenn ich spüre, dass es mir gerade nicht gut geht. Mittlerweile kann ich ganz schnell „umswitchen“, kann kurz in mich gehen, ein gutes Gefühl erspüren – und in besserer Stimmung weitermachen.
Das hilfreichste Lachen meines Lebens
Natürlich klappt das nicht immer und jederzeit. Es gibt Ausnahmesituationen im Leben, da braucht es mehr, viel mehr! Das ist mir bewusst! Dann hole ich mir auch mehr! Und möchte dich dazu auch ermutigen! Hole dir Unterstützung, suche dir Gesprächspartner, mache ein Coaching oder eine Therapie, wenn nötig.
Die schlimmste Ausnahmesituation in meinem Leben war der Tod meines ersten Sohnes. Die Tage und Wochen danach waren ungleich finsterer als die durchschnittlichen Tiefpunkte, die ich sonst so erlebe. Und doch habe ich damals genau das getan, ganz instinktiv. Ich habe in mich hinein gelauscht, erfühlt, was mir guttut, die schönen Gefühle hervorgeholt, die es auch in dieser Phase meines Lebens gab. Gut versteckt und ganz schön winzig, aber sie waren da. Ich habe mir erlaubt, die Trauer zu leben – aber habe auch die Freude kultiviert, die Dankbarkeit, den Humor (ohne den ich eh nicht kann).
Schon einen Tag nach Toms Tod habe ich herzhaft gelacht, in Erinnerung an seinen Schalk. Und es war das erlösendste und beste Lachen meines ganzen Lebens! Ich bin mir ganz sicher, dass mir dieses Kultivieren kleiner Freudenfunken in meiner Trauer sehr geholfen hat.
Sei dankbar
Eine weitere effektive Methode, um das Leben mitsamt seiner Höhen und Tiefen gelassener anzugehen, ist das Praktizieren von Dankbarkeit. Sehr empfehlenswert ist zum Beispiel das Führen eines Dankbarkeitstagebuches. Wichtig ist, dass du dich mit dem Gefühl der Dankbarkeit verbindest, darin schwelgst. Doch auch hier gilt: Wenn es nicht gleich klappt, suche zunächst einen kleinen Dankbarkeitsfunken in dir und versuche, ihn in der Folge wachsen zu lassen. Mehr über die Dankbarkeit und ihre positiven Auswirkungen kannst du in meinem Blogartikel über die Magie der Dankbarkeit nachlesen.
Hab Mitgefühl mit dir selbst
Häufig sind wir mit uns selbst wesentlich strenger als mit anderen. Stell dir vor, eine Freundin ist frustriert und traurig und klagt dir ihr Leid. Wahrscheinlich hörst du ihr aufmerksam zu und bringst ihr Verständnis entgegen, bist einfach für sie da.
Bring doch auch dir Verständnis entgegen, wenn du über eine Situation traurig oder verärgert bist. Sag dir: „Es ist ok, dass ich traurig bin. Das geht vielen anderen auch so. Ich bin nicht alleine.“ Egal, ob du Mitgefühl mit dir selbst übst oder Mitgefühl mit anderen hast, es aktiviert Bereiche im Gehirn, die uns ruhiger machen und das Bedürfnis wecken, für andere da zu sein (und vielleicht auch für uns?).
Ein Hinweis: Verwechsle nicht Mitgefühl mit Mitleid. Leiden wir mit jemandem mit, laufen wir Gefahr, im Strudel der Gefühle unterzugehen, fühlen uns diesen Gefühlen machtlos ausgeliefert. Mitgefühl (auch Empathie genannt) versetzt uns hingegen in die Lage, konstruktiv mit der Situation umzugehen und wirkungsvolle Schritte zu überlegen, wie wir helfen können. Egal, ob uns selbst oder anderen!
Schritt für Schritt ins die Gelassenheit
Bei dieser kleinen Auswahl an Methoden möchte ich es nun belassen. Wie so oft, predige ich auch hier: Wichtig ist, dass du einfach anfängst, den ersten Schritt zu tun. Und sei er noch so klein. Nach diesem ersten Schrittchen kommt der nächste Schritt, dann der dritte. Entscheide dich – und geh los. Gönne dir diese kleinen Auszeiten für dich selbst jeden Tag. Mache sie dir bewusst und genieße sie.